Bischof Otto I., der Heilige, wird auch „Apostel der Pommern“ genannt. Dies mit Recht, denn derselbe führte in den Jahren 1124 – 1125 und 1128 auf Bitten des Polenherzogs Boleslaw III. zwei erfolgreiche Missionsreisen nach Pommern durch. Er wirkte jeweils in dem Gebiet um Pyritz – Kammin – Wollin – Stettin und auf der Insel Usedom, also dort, wo sich heute das Gebiet der Erzdiözese Stettin – Kammin ausbreitet.
Bischof Otto missionierte nicht nur, er wollte auch ein Bistum gründen und vollbrachte hierfür alle Vorarbeiten. Die Gründung erlebte er nicht mehr, da er 1139 verstarb und das Bistum Wollin erst 1140, also ein Jahr nach seinem Tod errichtet wurde. Jedoch Ottos Wegbegleiter Adalbert wurde der erste Bischof.
Nachdem 1170 die Dänen die Insel Wollin überfallen und alles verwüstet hatten, verlegte man den Bischofsitz in das sichere Kammin. 1188 wurde das Bistum unmittelbar dem Papst unterstellt. Es war im Mittelalter flächenmäßig die größte deutsche Kirchenprovinz. Zur Reformationszeit wurde die lutherische Lehre eingeführt. Der letzte kath. Bischof Erasmus von Manteuffel starb 1544 im Exil.
Aus Anlass der 800 Jahrfeier der ersten Missionsreise kam 1924 mit Erzbischof Jacobus von Hauck erstmals wieder ein Bamberger Bischof nach Stettin.
Kriegsbedingt wurde 1945 die polnische Westgrenze an die Flüsse Oder und Neiße verschoben. Die deutsche, meist protestantische Bevölkerung wurde aus Pommern vertrieben und dafür Menschen aus Ost- und Zentralpolen dahin umgesiedelt. Nach langer Interimslösung hat Papst Paul VI 1972 die Diözese Stettin – Kammin errichtet. Diözesansitz wurde Stettin und die dortige Jakobskirche zur Kathedrale erhoben.
Dies ist zu betonen, denn diese Kirche wurde auf Betreiben des Bamberger Bürgers Beringer erbaut und im Jahre 1187 geweiht. Mit der Kirche war ein Priorat der Benediktinerabtei St. Michael in Bamberg verbunden. Der Abt vom Michelsberg präsentierte im Mittelalter auch den Pfarrer von St. Jakob. Das heutige spätgotische Münster entstand zwischen 1300 – 1350.
Nach hin wurde Stettin – Kammin 1992 zur Erzdiözese erhoben.
Erste offizielle Kontakte zwischen den Diözesen Stettin und Bamberg begannen 1974. Zur Jubiläumsfeier anlässlich der 850 Wiederkehr der Missionsreise des Hl. Otto nahm Erzbischof Dr. Josef Schneider an den Feierlichkeiten in Stettin teil und konzelebrierte beim feierlichen Festgottesdienst mit den Kardinälen Wyszynski und Wojtyla (dem späteren Papst Johannes Paul II.). Im gleichen Jahr kam von Stettin Bischof Dr. Stroba zu den Ottotagen nach Bamberg.
Unter Leitung von Erzbischof Dr. Elmar Maria Kredel besuchte eine Pilgergruppe von etwa 100 Personen 1978 die Wirkungsstätte St. Ottos in Pommern. Bei dieser Gelegenheit wurde für einen Altar der dortigen Kathedrale ein künstlerisch gestaltetes silbergetriebenes Reliquiar des Hl. Bischofs Otto übergeben. In der Folgezeit vertieften sich die gegenseitigen Beziehungen immer mehr. Die Erzdiözese Bamberg leistete auch fühlbare finanzielle Hilfe.
Von Stettiner Seite aus wurden in den 80er Jahren die gebürtigen Oberschlesier und Bamberger Domkapitulare Domdekan Prälat Dr. Helmut Kittel (+1995) und Prälat Norbert Przibyllok (+2016), zu Ehrendomherren des Stettiner Domkapitels ernannt. Am 25. März 1997 erfolgte zusätzlich die Ernennung zweier weiterer Bamberger Domkapitulare zu Ehrendomherren der Stettiner Jakobs-Kathedrale: Generalvikar Prälat Alois Albrecht (Kaplan in Höchstadt von 1962-1964; + 2023) und Prof. Dr. Wolfgang Klausnitzer (Seelsorger in Höchstadt von 1994-1996).
Erzbischof Dr. Karl Braun machte anlässlich dieser Festlichkeiten seinen ersten Besuch in Stettin. Prof. Dr. Marian Wittlieb (seelsorgliche Urlaubsvertretung in Höchstadt 1992-1998; + 2021) wurde seinerseits im April 1997 als Ehrendomherr des Bamberger Metropolitankapitels im Dom zu Bamberg eingeführt.
Erzbischof Dr. Ludwig Schick unternahm seit seiner Amtseinführung 2002 mehrere Reisen in das Erzbistum Stettin – Kammin. Jugendliche beider Erzbistümer besuchen sich jährlich anlässlich der jeweiligen Diözesan-Jugend-Wallfahrten.